Andrei Gavrilov
Andrei Gavrilov wurde 1955 in Moskau in eine Künstlerfamilie geboren und erhielt seinen ersten Klavierunterricht von seiner Mutter. Aus dieser Zeit stammt auch bereits die frühe Bekanntschaft mit Svjatoslav Richter. Ausgezeichnet wurde dieses große Talent im Jahre 1974 mit dem 1. Preis des Tschaikowsky-Wettbewerbs.
Im selben Jahr durfte er für Svjatoslav Richter bei den Salzburger Festspielen
einspringen und begeisterte - im Westen noch völlig unbekannt - das kritische
wie glamouröse Publikum. Svjatoslav Richters Empfehlung für seinen jungen
Einspringer war also mit Berechtigung ausgesprochen worden und Joachim Kaisers
kritische Bewunderung hat bis heute ihre Gültigkeit bewahrt: Andrei Gavrilov
gehört zu den großen Pianistenpersönlichkeiten unserer Zeit - mag es auch in den
vergangenen Jahren etwas ruhiger um ihn geworden sein. Gegenwärtig scheint der
auf dem Podium gleichermaßen temperamentvolle und unerwartet grüblerische
Gavrilov wie befreit in eine neue Phase seiner Karriere zu treten.
Es kam in der Folge zu einer internationalen Karriere, die vorerst
1979 (er stand kurz vor einem Konzert mit Karajan und den Berliner
Philharmonikern) nach höchst gelobten Konzerten insbesondere in Europa, in einem
Hausarrest in Moskau endete. Zu unbequem waren die im Ausland geäußerten
politischen Ansichten des jungen Gavrilov, die KGB-Chef Andropow ans Ohr
drangen. Völlig abgeschnitten von Freunden und Familie wurde er auch wiederholt
in psychiatrische Kliniken zwangseingeliefert und mit dem Tode bedroht. In
dieser Zeit war er kaum in der Lage, musikalisch zu arbeiten oder öffentlich zu
konzertieren.
Gavrilov gelang es, mit Hilfe von Michail Gorbatschew im Jahre 1984
eine Erlaubnis zur Ausreise in den Westen zu erhalten und kurz darauf sogar die
Zusage, sich im Westen frei bewegen zu können. Nach der völligen
Wiederherstellung seiner stark angegriffenen Gesundheit, stürzte sich Gavrilov
in einen rastlosen Rausch von Konzerttourneen und Aufnahmesitzungen, als ob er
die verlorenen Jahre aufholen wollte. 1985 trat er endlich in den USA auf,
nachdem sein geplantes Debüt Anfang der achtziger Jahre von den dramatischen
Ereignissen verhindert worden war. Sein umjubeltes New Yorker
Carnegie-Hall-Debüt im Juni markierte die endgültige Rückkehr Gavrilovs auf die
internationalen Konzertpodien.
Seit diese Zeit er hat viele Tourneen
gemacht mit Orchestern aus New York, Los Angeles, Detroit, Cleveland, Chicago,
Philadelphia, Montreal, Toronto, London, Wien, Paris, Berlin, München,
Amsterdam, Tokyo, Moskau, St. Petersburg und andere wichtige Orchester mit
Dirigenten wie Abbado, Haitink, Muti, Ozawa, Svetlanov, Tennstedt, Rattle und
Neville Marriner.
Der heutige Gavrilov ist seinem Repertoire im Kern treu geblieben: Die Musik von
Chopin, Skrjabin, Ravel, Tschaikowsky, Rachmaninow, Liszt, Grieg, Saint-Saëns,
Prokofjew, Beethoven, Schumann, Schubert, Mozart und besonders Bach und Händel
erfordert gleichermaßen den delikaten, intellektuellen und virtuosen Zugriff des
Pianisten.
Das phänomenale Klavierspiel Andrei
Gavrilov's wurde durch eine Reihe höchster Auszeichnungen geehrt. Auch seine
zahlreichen Plattenaufnahmen bei EMI und DG wurden mit diversen Auszeichnungen
bedacht.
Andrei Gavrilov begeistert seine Zuhörer weiterhin, vorwiegend in Europa, USA,
Südamerika, Japan, Korea, Hong-Kong, immer wieder in Russland und auch in China
und Indien.